'Interkulturelle'* Öffnung als Prozess der Schulentwicklung - Teil 1

©  Christiane Lenhard 2013 im Rahmen der Fortbildung zur Multiplikatorin ikö-bremen

- überarbeitet 2018 - *Der Begriff 'Interkulturell' hatte im Kontext Schule 2013 noch eine eher unkritische Konnotation. Mittlerweile geht es um antirassistische Perspektiven, die auf Diskriminierungssensibilität abzielen.

 1. Reflexion des schulischen Leitbilds unter Aspekten der aktuellen Debatte zur interkulturellen Öffnung in Schule

 GEMEINSAM LEBEN (UND) LERNEN

MIT HERZ, HAND UND VERSTAND[1]

Im Jahr 2010 hat sich die Schulgemeinschaft einer Grundschule in Bremen, deren Schulleitung ich ein Jahr zuvor übernommen habe, ein neues Leitbild gegeben. Es drückt – auch für Kinder verständlich – aus, wie sich das Kollegium der Schule gemeinsam mit Kindern und Eltern die Schule wünscht:

Wir akzeptieren mit diesem Leitbild, dass Schule – und vielleicht am intensivsten die Grundschule – eine Institution ist, an der nicht nur gemeinsam ‚gelernt‘ sondern eben auch gelebt wird. Wir haben in unserem Leitbild das ‚UND‘ in Klammern gesetzt und damit den Sinnzusammenhang geöffnet für die Verknüpfung ‚LEBEN LERNEN‘…

Damit beziehen wir bewusst die Dimension der Lebensgestaltung innerhalb der Schule aber auch in ihren Auswirkungen darüber hinaus mit ein. Sie soll nach unserem Verständnis im gleichberechtigten Miteinander von allen Beteiligten geschehen – und sie soll alle Beteiligten erfassen und ‚mitnehmen‘ in den Prozess des lebenslangen gemeinsamen Lernens.

In unserem Motto werden keine Unterschiede in Bezug auf Herkunft, sozialen Status, Geschlecht, gesundheitliche Einschränkungen, Generation oder andere ausgrenzende Merkmale gemacht: Jede(r) ist in unserer Gemeinschaft wichtig und hat seinen/ihren Platz und wird in seiner/ihrer Unterschiedlichkeit gesehen und anerkannt.

Wir wünschen uns ein Bewusstsein für ganzheitliches Lernen. ‚Herz, Hand und Verstand‘  stehen für die Komplexität unserer Persönlichkeiten. Wir möchten unsere Grundschulkinder umfassend ansprechen und ihnen einen achtsamen Umgang mit sich selbst ermöglichen. Und wir drücken damit auch aus, dass auch wir als Erwachsene  nachhaltiger lernen, wenn diese Ebenen einbezogen werden.

Unser Motto signalisiert weiterhin einen Prozess, denn Lernen, bzw.  Leben geschieht ja nie im Stillstand. Wir öffnen uns damit auch für die im gesellschaftlichen Kontext jeweils nötigen Veränderungen und begreifen unsere (Schul-)Entwicklung nicht als etwas Statisches, sondern als eine mit unserem eigenen Leben verbundene bereichernde Weiterentwicklung.

Zum Leitbild ist im Schuljahr 2012/2013  im Rahmen einer Projektwoche ein künstlerisch gestaltetes Keramik-Mosaik[2] entstanden, das eine Schulaußenwand ziert und unsere Haltung damit öffentlich macht. Auch ein Schullied, das mittlerweile als CD-Aufnahme[3] allen Kindern und Eltern zur Verfügung steht, greift dieses Motto auf und hält es so bei vielen Gelegenheiten präsent.

Mit den beschriebenen inhaltlichen Eckdaten nimmt unser Schulmotto die Diskussion um die Inhalte im Prozess der interkulturellen Öffnung auf, in dem sich unsere Gesellschaft – und in besonderer Weise die Bildungslandschaft Bremen – bewegt und dem sie sich stellen muss:

Es geht um unser gemeinsames Leben in einer Stadt, die vor großen Herausforderungen steht: Die hohe sozialräumliche Konzentration von Problemlagen mit der Drohung der sozialen Spaltung der Stadt[4] fordert zeitnahe, qualifizierte Maßnahmen – trotz immer angespannterer Haushaltslage.

Schulerfolg und soziale Herkunft müssen entkoppelt werden, damit alle Kinder und Jugendlichen  dieselben Bildungschancen bekommen und nutzen können und damit einen sozial gesicherten und anerkannten Platz in unserer Gesellschaft finden.[5]

Die bisher landläufig geforderte ‚Integration‘ darf nicht als ‚einseitige Anpassungsleistung‘ definiert werden, die durch als ‚Migranten‘ geltende Personen erbracht werden soll – wir müssen stattdessen eine Kultur der Anerkennung und gelingender Kommunikation entwickeln.[6]

Dabei ist Voraussetzung, dass die vorhandene Vielfalt  unter dem Aspekt von Machteffekten innerhalb der Dominanzkultur der Mehrheitsgesellschaft reflektiert wird, um als Ressource erkannt und genutzt zu werden zu können[7].

Die Schule hat in diesem Prozess eine wichtige ‚Führungsrolle bei der Schaffung einer integrativen Gesellschaft‘[8]

Eine positiv motivierte Auseinandersetzung mit Vielfalt ist  also – wie in unserem schulischen Leitbild formuliert – Grundlage für unseren gemeinsamen pädagogischen Auftrag. Sie ist Herausforderung aber auch Chance, wenn dabei ganzheitliches Lernen im gleichberechtigten Kontakt miteinander geschieht.

Interkulturelle Öffnung an Schule muss diesen Aspekten angemessen  Rechnung tragen. Diese Forderung von Frau Dr. Karakaşoğlu in der schon erwähnten Expertise wird von Seiten der senatorischen Bildungsbehörde aufgegriffen und konkretisiert.[9]

Die Bremer Bildungsbehörde hat in den letzten Jahren durch unterschiedliche Maßnahmen auf diese Problematik reagiert:

So ist auf die Bedeutung sprachlicher Defizite für die gesamte Lernentwicklung mit intensiver Sprachförderung[10] (frühe Sprachstandsfeststellung durch Cito, Angebote von muttersprachlichem Unterricht, Ausbildung von Sprachberater*innen, überregionale Vorkurse, Feriencamps für Sprachförderung etc.) reagiert worden.

Stadtteilbezogene Angebote sollen in sozial besonders betroffenen Risikolagen Unterstützungsmaßnahmen anbieten (QUIMS, befristete Einstellung von Sozialpädagog*innen durch BuT-Gelder, Lehrer*innen für Roma-Förderung, etc.).

Im Bereich der Lehrerbildung hat das LIS Bremen ein breites Qualifizierungsangebot entwickelt und das Kompetenzzentrum für Interkulturalität in der Schule gegründet.

Ein Netzwerk für Lehrer*innen mit Zuwanderungsgeschichte wurde gegründet, in den Schulen wurden Werbekampagnen für den Lehrerberuf speziell unter Schüler*innen mit Migrationshintergrund geschaltet. Das START-Stipendiaten-Programm wurde auch in Bremen umgesetzt. Herausragende Schullaufbahnerfolge von Schüler*innen mit Zuwanderungsgeschichte werden öffentlich gemacht (letztes Stadtgespräch Migration und Bildung am 17.04. ‚Erfolgsgeschichten‘), besondere Schulprojekte zur Förderung Interkultureller Kompetenz auch in Zusammenarbeit mit außerschulischen Institutionen (Schule gegen Rassismus, Trialog der Kulturen etc.) gezielt unterstützt.

Trotzdem stellt sich die Frage, was von all diesen Maßnahmen wird ‚an der Basis‘ wahrgenommen – wie reagiert ein Kollegium einer Grundschule in eher unscheinbarer Lage auf die Herausforderungen der Zeit.

 

2. Akzente der Schulentwicklung in der Grundschule Mahndorf seit 2009

Als ich Anfang 2009 die Leitung der Grundschule Mahndorf übernahm, lautete das Leitbild der Schule laut damaligem Schulprogramm:

 ‚Tradition mit Zukunft – Zukunft mit Tradition‘

Nach meinem ersten Eindruck befand sich die Schule in einer Art ‚Schulstarre‘ nach fast vierzig Jahren Leitung in einer Hand  mit einem miteinander gealterten Kollegium, welches die deutlichen Umbrüche im Stadtteil nicht  ausreichend erkannt und aufgenommen hatte. Der ehemalige Charakter einer  ‚Dorfschule‘, in der man sich über Generationen kannte und wusste, was ‚man‘ voneinander zu halten hatte, war scheinbar ungebrochen geblieben – Innovationsbereitschaft in Bezug auf Unterricht, Ausstattung und selbstreflexiver Haltung waren auf Seiten des Kollegiums eher weniger präsent und wurden auch von tonangebender Elternseite nicht eingefordert.

Es bestand also intensiver Entwicklungsbedarf…

Nachdem zunächst große, über Sponsoren eingeworbene Geldbeträge für eine sichtbare Umgestaltung und Ausstattung mit neuen Unterrichtsmitteln ausgegeben werden konnten und somit auch Ressourcen für eine neue Unterrichtsgestaltung zur Verfügung standen, die in intensiven Fortbildungen durch neue Impulse untermauert wurden, war eine Motivationsbasis für die weitere Arbeit geschaffen.

Mit Unterstützung von Moderator*innen des LIS machte sich das Kollegium  - zunächst zögernd, dann aber mutig und beeindruckend innovativ – auf den Weg.

Dabei wurde deutlich, dass die Schülerzusammensetzung an der Schule sich bereits in einem grundlegenden Veränderungsprozess befand:

Waren noch vor einigen Jahren Kinder mit besonderen Förderbedarfen in der Wahrnehmung der damals tätigen Kolleg*innen eher die Ausnahme in den Klassen, gibt es seit 2009 anhand des steigenden Sozialindikators nachvollziehbare eklatante Verschiebungen. Der derzeitige Faktor (Stand 2/2011) liegt bei 43,09 und führt zu dem Rangplatz 43 von 72 Schulen. Die Schule bewegt sich also nach Jahren im ‚oberen Zuordnungsbereich‘ mittlerweile in Gruppe 3 (von 5 Gruppen) im Mittelfeld aller Grundschulen Bremens.

Strukturell wird diese Entwicklung auch im Rahmen der zugewiesenen Förderstunden ‚Sozialstrukturbedarf‘ deutlich – während die Schule noch 2009 nur 5 Stunden für zusätzliche Förderung zugewiesen bekam, sind es in diesem Schuljahr schon 11 Stunden, also eine Steigerung von über 1oo Prozent.

Auch die Zahl der Kinder mit Zuwanderungshintergrund ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen: Von derzeit 180 Kindern haben derzeit 65 unserer Kinder (also rund ein Drittel) zu Hause einen nicht muttersprachlich deutschen Sprachhintergrund,  25 Kinder haben keinen deutschen Pass. In den kommenden ersten Klassen liegt der Anteil der Kinder mit Zuwanderungsgeschichte bei über 50%. Wir rechnen mit einer weiteren Verstärkung dieser Entwicklung.

Damit entspricht unsere Schule fast den ‚Regelzahlen‘ in Bezug auf Schüler*innen mit Zuwanderungsgeschichte, die vom momentan bei Erstklässlern durchschnittlichen Anteil von 50% mit steigender Tendenz in den Bremer Schulen ausgehen.[11]

Die häufigsten Sprachen unserer Eltern mit Zuwanderungsgeschichte sind Russisch, Türkisch, Albanisch, Polnisch, Kurdisch und Arabisch, Kroatisch, Bulgarisch, Chinesisch – das sind insgesamt momentan 9 zusätzliche Sprachen – eine Zahl, die sich im kommenden Schuljahr weiter erhöhen wird.

Im Schuljahr 12/13 haben über 30 Kinder (also ein Sechstel) das Programm ‚Bildung und Teilhabe‘ der Bundesregierung genutzt und eine Blaue Karte eingereicht.

Das bedeutet auch für unsere Schule, dass der Armutshintergrund unserer Kinder wächst und mit ihm alle Problematiken, die den Schulerfolg der Kinder erschweren.

Seit Beginn des laufenden Schuljahrs sind wir ‚Offene Ganztagsschule‘ und haben dadurch einen Status, um den wir gemeinsam mit den Eltern im letzten Schuljahr sehr gekämpft haben. Im (freiwilligen) Ganztag beschulen wir momentan 60 Kinder in drei Gruppen. Im kommenden Schuljahr wird eine weitere Gruppe eröffnet. Gerade dieses Angebot wurde von uns besonders an alle Familien mit Zuwanderungsgeschichte herangetragen, die diese Form der Lernunterstützung auch dankbar angenommen haben:

Am Nachmittagsprogramm nehmen weit mehr als 60% Kinder mit Zuwanderungsgeschichte teil. Diese Situation wird durchgängig von allen Beteiligten als große Bereicherung und Erleichterung erlebt.

Sowohl die Lebenssituationen als auch die Lernausgangslagen der Kinder in Mahndorf sind also sehr heterogen, was eine individuelle, auf das einzelne Kind ausgerichtete Lernbegleitung notwendig macht und – anders als früher - selbstverständlich erfordert. Das besondere Potential unserer Schulgemeinschaft fordert grundsätzlich eine neue Form der Auseinandersetzung, der sich die LehrerkollegInnen nach mittlerweile erfolgten Pensionierungs- und Versetzungsprozessen, überzeugt und überzeugend stellen.

Sichtbare Ergebnisse sind u.a.:

das neue Leitbild; ein schulinternes Gewaltpräventionskonzept (Friedenstreppe etc.); die Bestätigung, als notenfreie Schule  arbeiten zu dürfen; eine intensive Rückmelde- und Gesprächskultur auf Eltern-Kind-Sprechtagen; ein regelmäßiger Schülersprechtag pro Jahr; individualisierte Unterrichtsformen mit verabredeten Wochenhausaufgaben eine neue Portfolio-Kultur; SINUS-Schule Mathe und NW; jahrgangsgemischte Wochen- und Tagesprojekte; fächerübergreifende Projekte; Spiele-Nachmittage für Einschulungskinder; die intensive Einbeziehung außerschulischer Lernorte; Pädagogische Konferenzen und die selbstverständliche Nutzung von angebotenen Unterstützungs-Systemen; die Einbeziehung ehrenamtlicher Lesehelfer, Doppeldenker, Praktikant*innen; die Einstellung von Medientutoren zur gezielten Vermittlung von Medienkompetenz; eine gezielte Umgestaltung des inneren und äußeren Erscheinungsbildes, eine neue Schulwebsite  etc..

Die Schule Mahndorf ist also mittlerweile auf einem gefestigten innovativem Weg, der auch für die Zukunft schon miteinander vereinbarte Eckdaten vorweist: Das Kollegium will sich im kommenden Schuljahr intensiv mit dem Thema ‚Differenzierung‘ auch im Hinblick auf die mögliche Einrichtung jahrgangsgemischter Lerngruppen (wie im Rahmenplan Grundschule vorgesehen) beschäftigen.[12]

Aber: Unsere Schule hat KEINE Sozialpädagog*innen, KEINE Sprachkurslehrer*innen, KEINEN muttersprachlichen Unterricht, KEINE zusätzlichen Förderstunden nach der Durchführung und Auswertung von Cito, KEINE Stunden im Überhang, sondern ist immer wieder auch im Grundbestand bedroht durch Erkrankungen und andere Ausfälle, für deren Vertretung die momentan 11 Förderstunden aus dem Sozialstrukturbedarf viel zu häufig ausfallen müssen als dass eine sinnvolle Arbeit im Bereich DAF/DAZ möglich wäre…. –

Die Ressourcen sind an einer Schule, die nicht als ‚Brennpunkt‘ zählt, also begrenzt.

3. Besondere interkulturelle Herausforderungen in Schule und Stadtteil

Die bislang gegebene Durchmischung der Kinder und Eltern erleben wir als Kollegium mittlerweile als Chance.

Trotzdem geht es in Mahndorf in besonderer Weise darum, alle Beteiligten (das gesamte Mitarbeiterpersonal und alle Familien mit und ohne Zuwanderungsgeschichte) auf dem Weg in eine Gesellschaft der Vielfalt mitzunehmen und zu begleiten.

Insbesondere sind alle Mitarbeiter*innen in der Schule gefordert.

Eine mögliche gemeinsame Fortbildung mit dem gesamten Kollegium zu diesem Thema stößt leider auf strukturell bedingte Grenzen (Organisation der ausfallenden Stunden/Überstundenausgleich), und auch das neu orientierte, hoch motivierte Kolleg*innen-Team ist von allen weiteren geforderten Aspekten der Schulentwicklung in Bremen zeitlich momentan so gefordert, dass es kaum Zeitfenster gibt, die erlauben, den bewussten Umgang mit Interkultureller Öffnung explizit im Miteinander zu thematisieren.

Und auch die Eltern unserer Schule sind auf unterschiedliche Weise an den Veränderungen im Stadtteil und an der Schule beteiligt:

Diejenigen Eltern, denen die ehemalige Prägung der Schule und damit auch ihres Wohnumfeldes  teilweise aus ihrer eigenen Schulzeit dort ein vertrautes Gesicht (mit zum Teil ‚geerbten Privilegien‘) bot, nehmen den Veränderungsprozess im Stadtteil teilweise als bedrohliche Veränderung wahr. Solange diese Eltern die im Elternbeirat am stärksten vertretene Gruppe waren, wurde der Umgangston in Bezug auf ‚Randgruppen‘ von ihnen bestimmt.  Diskriminierende Äußerungen, abwertende Kommentare zur Schulgestaltung, Abwehr von Elternbeteiligung aus Familien mit Migrationsgeschichte waren üblich.

Der Weg zur Öffnung der Schule war in dieser Zeit ungeheuer mühsam.

Ihnen stehen mittlerweile aber zunehmend Eltern gegenüber, die sich für eine Öffnung und Neuorientierung einsetzen und die bewusst um gute Kontakte untereinander und bewusst auch zu Eltern mit Migrationshintergrund bemüht sind. Auch die Wahl der neuen Schulelternsprecher hat ab dem Schuljahr 11/12 diesbezüglich den Akzent deutlich verschoben.

Noch beteiligen sich leider keine Eltern mit Zuwanderungsgeschichte als aktive Beteiligte im Elternbeirat. Der Weg zur selbstbewussten Partizipation ist in dieser Beziehung in anderen Stadtteilen schon weiter fortgeschritten.

Diese Eltern zeigen in den letzten Jahren aber auch an unserer Schule deutlich mehr Interesse an den Bildungserfolgen ihrer Kinder und wünschen sich die größtmögliche Unterstützung. Oft haben sie aber selbst keine genaue Vorstellung von der schulischen Wirklichkeit in einem Land, in dem sie sich sprachlich und kulturell neu orientieren müssen. Sie bringen teilwiese eigene Diskriminierungserfahrungen mit und haben kulturspezifische Erwartungen an die Rolle der Lehrer*innen/Schule, die sich nicht mit der Lebenswirklichkeit ihrer Kinder decken.

Gerade die sprachlichen Probleme machen den Kontakt zwischen Elternhaus und Schule aber durch die dann leicht entstehenden Machtasymmetrien immer wieder sehr schwer.[13] Differenzierter kommunikativer Austausch stellt unter diesen Bedingungen besonders hohe selbstreflektierende Anforderungen an alle Beteiligten.

Schule und Elternhaus sollen eine Erziehungspartnerschaft bilden. Diese kann nur auf der Basis eines frühzeitigen und kontinuierlichen Austausches und in konstruktiver Zusammenarbeit gelingen. Nur wenn die jeweiligen pädagogischen Zielsetzungen transparent sind, kann eine gelingende Begegnung stattfinden. Wenn die jeweiligen Ziele kommuniziert und akzeptiert sind, können sich alle Beteiligten orientieren, Vereinbarungen treffen und Strategien entwickeln. Dazu braucht es eine gelingende Verständigung.

Hier gilt es, neue Konzepte zu entwickeln, um den Informationsfluss und Kontakt zu intensivieren.

 

4. Bisherige Entwicklungsschritte in Richtung einer interkulturellen Öffnung der Schule Mahndorf

Das Kollegium der Schule Mahndorf hat inhaltlich in den letzten 4 Jahren deutliche Akzente in einer positiven Grundhaltung gegenüber Eltern mit Zuwanderungsgeschichte gesetzt. Diese Haltung hat die nötige interkulturelle Öffnung unterstützt und der Schule in einer schwierigen Phase im Stadtteil ein einladendes Gesicht gegeben. Dies wurde in einer Umfrage im Jahr 2012 explizit von den Eltern bestätigt.

Sicher fiel mir als Leitung in diesem Prozess eine wegweisende Rolle zu, die ich aufgrund meiner eigenen binationalen und mittlerweile generationsübergreifenden interkulturellen Familiengeschichte als Herzensangelegenheit empfinde. Trotzdem wären meine Impulse vergebens gewesen, wenn sich nicht eine Bereitschaft zur Veränderung der bislang erlebten Schulwirklichkeit vor Ort durchgesetzt hätte.

Zwar habe ich auch während der gemeinsam getragenen Aktionen teilweise erschütternde Anfeindungen erlebt – sowohl von Teilen des Kollegiums als auch von einzelnen Eltern.

Trotzdem sehe ich es als unseren kollegialen Auftrag, die Schulwirklichkeit von allen Kindern so zu gestalten, dass sie größtmögliche Bildungserfolge erzielen können, und dabei auch einen guten Kontakt zu allen beteiligten Eltern zu pflegen.

Dabei geht es nicht darum, ‚alle gleich‘ zu behandeln, sondern ‚Reflexionsräume zu schaffen‘, in denen sich die Beteiligten ihrer eigenen Voreinstellungen bewusst werden und diese überwinden können.[14] Sie erlauben, dass Stereotype und Abwertungen bewusst gemacht und durch positive Kontakterfahrungen ersetzt werden können.

Gerade für Eltern mit Diskriminierungserfahrungen sind  niedrigschwellige Angebote nötig, um erlebtes und gespeichertes Misstrauen durch Erfahrungen der Akzeptanz und Anerkennung zu ersetzen.

Störungen zu nutzen statt sie zu unterdrücken stellt für uns alle vor Ort hierbei eine wichtige Lernerfahrung dar.

Dabei müssen auch wir als professionelle Lernbegleiter*innen immer wieder neu  rekapitulieren, dass auch kulturell bedingte Missverständnisse Chancen in sich bergen: ‚Wir sollten Missverstehen nicht primär als einen Defekt in der Kommunikation ansehen, sondern vielmehr als eine unverzichtbare Bedingung für unsere individuellen Spielräume‘.[15]

Missverständnisse kosten Kraft – aber sie fordern uns auch heraus, Lösungen zu finden, kreativ zu werden. Sich der dadurch möglichen eigenen Spiel- und Wachstumsräume bewusst zu werden, birgt auch einen großen Lerngewinn. Dabei müssen auch Fehler erlaubt sein (wobei wir natürlich versuchen, dieselben Fehler nicht zweimal zu machen…), und natürlich spielt Humor als Ressource eine große gewinnbringende Rolle. Schule muss auch immer wieder Spaß machen – erst wenn wir sie kreativ erleben und gestalten, können wir uns auch an der geforderten Anstrengung freuen.

In diesem Sinne sind wir in Mahndorf verschiedene Schritte miteinander gegangen.

Beispielhaft seien hier folgende Aktionen herausgehoben:

 

  • Eine neue Willkommenskultur – mehrsprachige Begrüßung im Schuleingang, die von Elternseite aus ergänzt wurde
  • Bewusst gestaltete einladende Gesprächskultur im Bereich der Schulleitung
  • Beratung statt Belehrung bei Elterngesprächen als vereinbarte Grundhaltung nach einer gemeinsamen Fortbildung
  • Angebot von Hospitationen im Unterricht – gezielt für Eltern mit Migrationsgeschichte
  • Einbeziehung von gemeinsam verabredeten Dolmetschern
  • Bewusste Informationspflege bei Erkenntnissen zu sprachlichen Defiziten der Kinder (auch gerade zwischen Vormittagsunterricht und Ganztag) und der Eltern (besondere Telefonate durch Lehrerinnen oder ElternvertreterInnen)
  • Einladungen von Eltern in den Unterricht zur aktiven Beteiligung – Vorlesen muttersprachlicher Geschichten, Erzählungen aus der eigenen Schulerfahrung
  • Gezielte Kontaktpflege durch Klassen-/SchulelternsprecherInnen
  • Hausbesuche
  • Gezielte Beschäftigung/Einstellung von Migrantinnen mit Kopftuch (Erzieherinnen im Praktikum, Lesehelferinnen, 1€-Jobberinnen)
  • Bewusste Einbeziehung bei der Gestaltung von schulischen Festen / Klassen-ausflügen/ Wettkampfbegleitung/ Raumsanierungen etc.
  • Gesamtelternabende zu allgemeinen Fragen der Erziehung (Umgang mit PC/Internet, Ganztag, Lernen ohne Noten etc.)
  • Informationsbroschüren zum BuT-Programm in mehreren Sprachen als öffentlichen Aushang
  • AG-Angebote mit Elternbeteiligung
  • Ausstattung der Schulbücherei mit neuen mehrsprachigen Büchern
  • Vernetzung/Kontaktpflege mit Kirchen, Moscheen, Jugendeinrichtungen
  • Umfrage zur Hausaufgabenkultur
  • Gründung eines niedrigschwelligen Elterncafés unter inhaltlicher Kinderregie (‚Wir erklären unseren Eltern, wie wir in der Schule lernen‘) – prämiert durch ‚Bremen macht Helden‘, 2013
  • Ausstattung aller Klassen mit ‚Hautfarbenstiften‘
  • Gestaltung einer Lese-Projekt-Woche mit einem Abschlussfest, bei dem – ähnlich den Gröpelinger Feuerspuren[16] - Eltern/Freunde der Schule in ihren eigenen Muttersprachen an unterschiedlichen bisher unbekannten Orten der Schule jeweils kleinen Zuhörergruppen vorgelesen/erzählt haben.

Nach diesem letzten schulischen Event Ende 2012 war die Stimmung an der Schule deutlich verändert – Kinder mit Migrationshintergrund traten mit dem Wissen um die öffentlich nachvollziehbaren Leistungen ihrer Eltern deutlich selbstbewusster auf. Eltern sprachen einander in den Fluren gelöster und zugewandter an. Und auch wir als Lehrer*innen haben beeindruckende Erfahrungen gemacht… Dieses Konzept soll unbedingt jährlich wiederholt werden – das war die einhellige Meinung in allen schulischen Gremien in der Auswertung der erlebten Projektwoche.

5. Vertiefende, konkrete Vorhaben im kommenden Schuljahr

Grundsätzlich erleben wir die Eltern aller Kinder also immer wieder als große Ressource im allgemeinen Schulalltag. Sowohl in der inhaltlichen Auseinandersetzung um Themen wie Notenfreiheit, Ganztagsschule, Hausaufgaben und Medienkonsum sind unsere Eltern ebenso präsent und aktiv wie in der Herrichtung von Räumen und der Unterstützung von Festen und Projekten.

Ausgehend von der Grundannahme, dass alle Beteiligten nur ‚das Beste‘ für ihre Kinder wollen, lassen sich tragfähige Brücken der Verständigung bauen.

Wir wünschen uns als Kollegium wie die Eltern eine Kultur der Partizipation, stoßen aber gerade bei Eltern mit Zuwanderungsgeschichte immer noch an Grenzen.

Gerade im Informationstransport und Verständnis liegen ungeheure Problematiken.

Schon zu Beginn der Schulzeit offenbart sich eine ungeheure Informationslücke: Es gibt in Bremen eine ansprechend und informativ gestaltete Informationsbroschüre über die Grundschule[17] - sie liegt aber nur auf Deutsch vor. Eltern mit geringen Deutschkenntnissen werden die nicht vermeidbaren vielfältigen Fachbegriffe nicht deuten können und bleiben damit ihren eigenen stereotypen Schulerfahrungen überlassen – mehr als 50% der Kinder haben dadurch schon vorab keine adäquate Elternunterstützung.

Auch grundlegende Fragen wie zum Umgang mit  religiösen Feiertagen und Ritualen, Sport und Schwimmen, Schulfahrten, Sexualerziehung etc., die häufig gerade Eltern mit Zuwanderungsgeschichte mitbringen, finden keine offizielle Klärung.

In unserem Nachbarbundesland Hamburg gibt es diese Informationen als Elterninformation in verschiedenen Sprachen[18], als Broschüre aber auch als für alle einsehbares Internetdokument. Inhaltlich ist sie von beeindruckender  Offenheit, Sachlichkeit  und Selbstverständlichkeit geprägt. Immer wieder wird als Ziel die Suche nach einvernehmlichen Lösungen bei Konflikten betont.

Auch wenn ich grundsätzlich neidvoll anerkenne, dass Hamburg uns hier einen großen Schritt voraus ist – ich stelle diese Abgrenzung in Form der Information ‚nur‘ für diese Elterngruppe  in Frage und plädiere dafür, dort behandelte Themen unbedingt an alle Eltern heranzutragen und damit in die offizielle Informationsbroschüre zum Schulanfang aufzunehmen.

In Bremen können wir uns als Schulleitungen zwar in Absprache mit den Schulaufsichten bei immer wieder nötigen Entscheidungen vergewissern – eine öffentlich zugängliche Information würde aber die grundsätzliche Haltung der Bildungsbehörde allen zugänglich und damit transparent machen. Dies wäre eine im Sinne einer gleichberechtigten Partizipation aller Eltern (!) nötige Grundhaltung, auf deren Basis dann ein intensiver Kommunikationsprozess beginnen könnte.

In diesem Prozess wird und muss es sicherlich immer wieder zu nötigen Nachbesserungen kommen – auch hier ist ein kontinuierliches Lernen im Miteinander gefragt. Eine öffentlich nachvollziehbare Position wäre aber eine gute Grundlage für einen gemeinsamen Austausch.

Gerade im Prozess einer interkulturellen Annäherung ist es aus meiner Sicht dringend nötig, auch Eltern einzubeziehen, die auf die Klärung dieser Fragen nicht persönlich angewiesen sind, dazu aber eine (politisch wie auch immer motivierte) Haltung einnehmen.

Fragen wie die Teilnahme am gemischt geschlechtlichen Unterricht z.B. im Fach Sport beschäftigen ja mittlerweile auch die öffentliche Diskussion[19] – wir sollten sie nicht effektheischender Medienberichterstattung überlassen sondern auch hier als Bildungsinstitution deutliche Position beziehen.

Es gibt aus meiner Sicht hier konkreten Nachbesserungsbedarf, den ich als Schulleitung einer relativ kleinen Grundschule immer wieder nur ‚auf niedriger Ebene‘  zur Sprache bringen kann.

Anders die Situation vor Ort:

Hier sind wir als Kollegium und Schulgemeinschaft konkret gefragt und haben uns im Zielvereinbarungsgespräch mit der Schulaufsicht 2013 weitere Schritte verbindlich vorgenommen: Zum einen sollen die speziell auf unsere schulische Situation bezogenen Angebote vorab in einem schuleigenen Flyer mehrsprachig erklärt und einladend vermittelt werden.

Dabei geht es um ganz basale Informationen zu

  • Elterngesprächen
  • Unterrichtsinhalten
  • Elternabenden
  • Elternvertretung und Mitbestimmungsgremien
  • Hospitationsmöglichkeiten
  • Lernentwicklungseinschätzungen
  • Förderung

Zum anderen planen wir im kommenden Schuljahr eine zweite Online-basierte Umfrage zur Schulkultur, bei der wir bewusst auf Vorabübersetzungen der Fragen achten werden. Wir haben bereits im letzten Schuljahr gute Erfahrungen mit dem allen Bremer Schulen zugänglichen IQES-Portal gemacht – diese werden wir erneut nutzen und diesmal tatsächlich auch als Online-Umfrage starten.

Hintergrund der geplanten Umfrage ist die in Gesprächen immer wieder erlebte Unkenntnis von schulischen Angeboten ebenso wie die immer wieder auftretenden Informationsbrüche in erbetenen Rückmeldungen.

An anderen Schulen hat sich herausgestellt, dass gerade Eltern mit Zuwanderungs-geschichte eine Abfrage im Internet eher annehmen und beantworten als die bekannten Papierversionen.

In der Umfrage sollen die tatsächlichen Beteiligungswünsche abgefragt werden mit dem Ziel der dafür nötigen Voraussetzungen, z.B. einer zeitlich machbaren Beteiligung. Abgefragt werden soll auch ein möglicher Unterstützungsbedarf auf Seiten der Eltern.

Beide Vorhaben können nur gelingen, wenn sie von Elternseite aus mitgetragen und unterstützt werden – wir werden also eine Arbeitsgruppe gemeinsam mit Eltern zu den geplanten Aktionen bilden, die als Regulativ die Informationen und Fragen so formuliert, dass sie auch verstanden werden können.

Anregungen dazu finden sich in der vorhandenen Fachliteratur.[20]

Allerdings brauchen wir Unterstützung bei der Übersetzung in mindestens vier weitere Sprachen (russisch, türkisch, albanisch, polnisch). Der Forderung von Frau Dr. Karakaşoğlu im Abschlussbericht der Expertise nach einer mehrsprachigen Informationskultur mit behördlich gestellten Vorlagen[21] kann ich mich hier nur anschließen.

Zeitlich wünschen wir uns den Start dieser Arbeit zu Beginn des neuen Schuljahres – die inhaltlichen Vorarbeiten übernimmt die Schulleitung vorab.

Die Umfrage selbst soll kurz vor den Herbstferien auch schon unsere neuen Erstklasseneltern einbeziehen.

Darüber hinaus gibt es an der Schule Mahndorf den unter Punkt 3 beschriebenen Entwicklungsbedarf in Bezug auf eine Reflexion der eigenen Haltung zur gesellschaftlichen Entwicklung einer gelebten Interkulturalität. Hier wünsche ich mir als Leitung langfristig eine gemeinsame Fortbildung zur Erweiterung der Kompetenzen mit dem gesamten Mitarbeiterstab meiner Schule.

Wünschenswert wäre aus meiner Sicht ein Zeitfenster u.U. noch im kommenden Schuljahr, allerdings möchten wir ja die bereits angesprochenen weiteren Schulentwicklungsthemen ebenso bearbeiten, und die zeitlichen Ressourcen für schulinterne Fortbildungen sind knapp.

Das Kollegium der Schule hat dafür in den letzten Jahren bereits mehrere Wochenendfortbildungen in Kauf genommen und als sinnvoll bewertet. Als Schulleitung fühle ich mich aber der Gesunderhaltung und Resilienz der Kolleg*innen verpflichtet und werde keine nicht gewünschten weiteren Verpflichtungen erzwingen – auch wenn mir die Problematik besonders am Herzen liegt.

Die letzte grundlegende Voraussetzung für eine gelingende Schulentwicklung im Bereich Interkulturalität sehe ich in der uns als Schulen steuernde Behörde. Als Rektorin einer kleinen Grundschule in Randlage möchte ich an dieser Stelle Wünsche äußern:

  • Für die Förderung von Kindern müssen deutlich mehr Stunden zugewiesen werden – gerade in Krankheitssituationen entfallen Förderstunden, die häufig in Doppelbesetzungen erfolgen. Diese Unterrichtsausfälle werden statistisch nicht erfasst und tauchen damit als ständige Alltagsbelastung nicht auf
  • Der Rückbau der Lehrerversorgung in den Offenen Ganztagsgrundschulen bedeutet einen eklatanten Nachteil in Vergleich mit den gebundenen Ganztagsschulen, die ja in durchgängig festen Lerngruppen rhythmisierte Tagesabläufe durchlaufen. Im Offenen Ganztag werden die Gruppen am Nachmittag neu zusammengesetzt – die übliche Schuldurchmischung wird dabei durchbrochen. Es entstehen neue, häufig gruppendynamisch herausfordernde Gruppen, bei denen der Anteil von Kindern mit Förderbedarfen deutlich höher liegt. Im Sinne einer gelingenden Inklusion müssen auch am Nachmittag vermehrt SonderpädagogInnen einsetzbar sein und der Bedarf an Integrationsmaßnahmen (ähnlich den Horten) berücksichtigt werden.
  • Sprachenvielfalt und sichere Grundkenntnisse der eigenen Muttersprache erleichtern Bildungserfolge. Deshalb sollte muttersprachlicher Unterricht an allen Schulen ab einer Gruppengröße von 6 Kindern abrufbar sein.
  • Auch das Angebot von Sprachkursen für Eltern darf organisatorisch nicht vom Engagement der Schulleitungen abhängen, sondern muss regelmäßig als Bedarfsabfrage kommuniziert werden.
  • Allgemeines Informationsmaterial muss in vielfacher Hinsicht sprachlich zugänglicher für alle Eltern gestaltet werden und als Vorlagen abrufbar sein.
  • Den Schulen vor Ort müssen Dolmetscher abrufbereit zur Verfügung stehen.
  • An jeder Schule sollte mindestens ein/e SozialarbeiterIn den Prozess der interkulturellen Annäherung professionell begleiten.
  • Weiterhin brauchen die Kollegien die nötigen Fortbildungsressourcen, die als verbindliche Bausteine die schuleigenen Fortbildungsplanungen ergänzen sollten. Mindestens eine für alle Kollegien verpflichtende Fortbildung in zwei Jahren zum Themenschwerpunkt Interkulturalität wäre aus meiner Sicht eine erste sinnvolle Voraussetzung, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen. Wenn diese zeitlich abgekoppelt und vorgegeben wäre, könnten sich weitere schulinterne Fortbildungen anderen Themen widmen.
  • Es sollte ein Angebot eines/mehrerer Grundschultags/e zum Thema Interkulturalität für alle Kollegien geben, auf dem nach einem einleitenden Impulsreferat in anschließender Kleingruppenarbeit  schulinterne Gruppen zur Konkretisierung kleine und kleinste Schritte entwickeln.
  • Es wäre eine Hilfe, wenn es im Internet bei der SfBW eine Ideenbörse gäbe mit dem Ziel, dass jede Schule eigene Pläne und konkrete Schritte einstellen könnte - als Anregung für andere und zur eigenen Inspiration.
  • Die Aufnahme des Themas Interkulturalität in die Profis-Fortbildung/LIS ist unabdingbar.
  • In der Ausbildung von neuen Kolleg*innen/Referendar*innen muss das Thema der Interkulturellen Öffnung von Schule grundlegender verpflichtender Bestandteil werden.
  • Möglicherweise könnte ein ausgelobter Preis für gelungene interkulturelle Projekte an Schulen – evtl. die Auszeichnung einer ganzen Schule als ‚Schule mit vorbildlichem interkulturellen Engagement‘‘ eine Motivationssteigerung in der Auseinandersetzung vor Ort bedeuten.

Alle diese Aufgaben brauchen eine ausreichende Ausstattung mit finanziellen Ressourcen. Schulentwicklung, die den umfassenden Herausforderungen interkultureller Öffnung gerecht werden soll, kann nur gelingen, wenn es diesbezüglich eine zuverlässige, weil langfristige Perspektive gibt.

Im Sinne eines in Zukunft gelingenden gesellschaftlichen Miteinanders sind die nötigen Ausgaben unverzichtbar und sollten uns auch und gerade in Bremen leicht fallen.

Christiane Lenhard, April 2013

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Anhang: 

[1] Schulprogramm der Schule Mahndorf, Stand Juli 2012 – lt. Website www.grundschule-mahndorf.de,

[2] Mit Unterstützung der swb Bildungsinitiative und der Keramikwerkstatt in der JVA Bremen

[3] Schullieder-CD der Grundschule Mahndorf,  2012 – Aufnahme mit Unterstützung der MakeMediaStudios Speicher IX  und unserer Partnerschule, der Wilhelm Olbers Schule (WOS)

[4] Vgl. Bernd Strüßmann, Armut in Bremen. Arbeitnehmerkammer Bremen, 2007 und

 Informationen zum Programm ‚QUIMS_BREMEN‘. Hrsg.: Die Senatorin für Bildung, Wissenschaft und Gesundheit, Projektleitung Dr. Liffers/Dr. Reichsmann/Sabine Kurz, Stand Juli 2012

[5] Vgl. Dr. Yasemin Karakaşoğlu, Wissenschaftliche Expertise mit Handlungsempfehlungen für einen ‚Entwicklungsplan Migration und Bildung‘. Bremen 2011, Kurzfassung  unter http://www.bildung.bremen.de/sixcms/media.php/13/migration-bildung-k.pdf

[6] Vgl. Paul Mecheril, Anerkennung schaffen. Für einen Wechsel der regulativen Bezugsgröße. In: Impulse, Zeitschrift der Landesvereinigung für Gesundheit, Niedersachsen, 2007

[7]  Vgl. Paul Mecheril, Diversity. Die Macht des Einbezugs. In iaf Informationen 4/2008, Frankfurt a.M., S. 9f

[8] Vgl. Dr. Yasemin Karakaşoğlu, a.a.o.

[9] Vgl.  Dr. Jens Reißmann, Die Schule der Zukunft ist eine Schule der Vielfalt. In Schule Aktuell, Hrsg. Die Senatorin für Bildung, Wissenschaft und Gesundheit, Bremen,  Ausgabe 2/2012, S. 4ff

[10] Vgl. Prof. Dr. Petra Stanat, Sprachförderung – ‚ein sehr komplexes Unterfangen‘. In Schule Aktuell, a.a.O., S. 9 ff

[11] Vgl. Dr. Yasemin Karakaşoğlu, a.a.O., S. 2

[12] Vgl. Schulprogrammraster  der Schule Mahndorf 081,laut SK  März 2013, liegt vor bei der SfBW

[13] Vgl. Georg Auernheimer, Interkulturelle Kommunikation, vierdimensional betrachtet. In www.uni-koeln.de/ew-fak/Allgpaeda/int/pub/muenchen.html,

[14]Vgl. Claudia Khalifa, Interkulturelle Kompetenz – Wie lernt man das?  Wie lehrt man das?. In iaf Informationen a.a.o., S. 17 ff

[15] Helmut Hofbauer, Eine Verteidigung der interkulturellen Missverständnisse. In iaf Informationen a.a.o., S. 27

[16] http://www.kultur-vor-ort.com/sixcms/detail.php?template=kvo_index_d&buttonon=315&menue=315

[17]Die Senatorin für Bildung, Wissenschaft und Gesundheit, Die Grundschule Bremen stellt sich vor,  Bremen,  4. Auflage 2013

[18] http://li.hamburg.de/contentblob/2994560/data/pdf-vielfalt-in-der-schule-deutsch.pdf

[19] http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article115027670/Kritik-an-Steinbrueck-Aussagen-zu-Sportunterricht.html

[20]  - Elke Schlösser, Zusammenarbeit mit Eltern – interkulturell, Münster 2012

    - Viva Fialka, Wie Sie die Zusammenarbeit mit Eltern professionell gestalten, in Kindergarten heute,

      Herder Verlag, Freiburg, 2010

     -Ulrike Wehinger, Eltern beraten, begeistern, einbeziehen, Freiburg 2010

[21]a.a.O., Empfehlung  Nr. 32, A.a.O., S.27

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