
MITEINANDER LEBEN LERNEN
Ich werde am Du
Ich werdend spreche ich Du
Alles wirkliche Leben ist Begegnung
Martin Buber
Gemeinsames Leben in einer immer diverser werdenden, globalen Gesellschaft stellt Individuen aber (Bildungs-) Institutionen vor neue Herausforderungen.
Diversitätsbewusstsein und Integration sind beliebte aber auch umkämpfte Schlagwörter.
Wie soll und kann das Miteinander gestaltet werden?
Die Kultusministerkonferenz hat dazu schon 1996/2013 eine klare Haltung formuliert:
'Die Schulen sind gefordert, pädagogische Handlungskonzepte für den Umgang mit Vielfalt zu entwickeln und umzusetzen. Das gemeinsame Lernen in allen Fächern ist zentrale Voraussetzung für interkulturelle Lernprozesse. ...
Folgende Grundsätze bilden den Orientierungsrahmen für die systematische interkulturelle Entwicklung von Schulen:
1. Schule nimmt Vielfalt zugleich als Normalität und als Potential für alle wahr. ...
2. Schule trägt zum Erwerb interkultureller Kompetenzen im Unterricht aller Fächer und durch außerunterrichtliche Aktivitäten bei. ...
3. Schule ist zentraler Ort für den Erwerb bildungssprachlicher Kompetenzen. ...
4. Schule gestaltet aktiv Bildungs- und Erziehungspartnerschaften mit Eltern. ...
Es geht also um die Akzeptanz von Vielfalt gekoppelt mit der Blickrichtung Integration zunächst als Verpflichtung der aufnehmenden Gesellschaft:
Das bedeutet zunächst: Weg vom Gedanken 'Sie' müssen sich integrieren' hin zur Einsicht 'Wie können wir Integration ermöglichen?'
Aber was im Konzept der KMK fehlt, ist der Blick auf Machtverhältnisse und Diskriminierungserfahrungen. Es ist verkürzt, nur die Vielfalt als Normalität zu beschreiben, denn Partizipation ist nicht allen Menschen gleichwertig vergönnt.
Um diskriminierungssensibles, auf Gleichwertigkeit ausgerichtetes Handeln zu ermöglichen, müssen Strukturen und Haltungen reflektiert und verstanden werden.
Eine rassismuskritische Perspektive und damit die Reflexion von Machtverhältnissen ist dabei notwendige Grundlage.
Nur so kann die grundsätzliche Bereitschaft, andere Sichtweisen aufzunehmen und Widersprüche zur eigenen Haltung auszuhalten, in den sinnvollen Lernprozess der Ambiguitätstoleranz münden und letztlich zur Veränderung von diskriminierenden Strukturen führen.
Die Erweiterung der persönlichen Soft Skills in Bezug auf gezielte Stärkung von Kompetenzen im kommunikativen Kontakt sind dabei ebenso wie die Entwicklung von konkreten Strategien erklärtes Ziel.
Dafür braucht es Neugier, Mut und Empathie.
In diesem Sinne: Alles wirkliche Leben ist Begegnung…!
© Christiane Lenhard, 2018